Urlaub mit den Deutschen!

  • Freitag, 18 Juli 2014 00:00
  • geschrieben von  Steffi

Wenn ich einen Urlaub buche, geht das eigentlich immer sehr schnell und einfach. Europäische Länder kommen überwiegend nicht in Frage. Ich möchte gern Urlaub machen von meinen deutschen Mitbürgern. Ich mag uns. Ich bin gern hier. Aber manchmal brauche ich einfach ein bisschen Abstand von uns. Wohin also besser verschwinden, als in die Weiten der USA, wo sich mit großer Hoffnung alle mitgereisten Deutsche hundert Kilometer weit von einander verteilen.

 

Mein Ziel heute: Las Vegas.
Wüste und Weite inklusive. Die einzig zu überstehende Hürde ist jetzt nur noch der Hinflug. Wobei ich hier meist guter Dinge bin, dass ich von internationalen Fluggästen umgeben bin. Internationaler Terminal, internationales Flair. Nicht ganz. Gerade als ich der kleinen Party-Truppe hilfsbereit den Weg zum Ballermann-Schalter zeigen möchte, werde ich von fröhlichen Viva-Las-Vegas-Rufen begrüßt. Nun gut. Ein bisschen verwundert es mich ja schon, dass das Job-Center inzwischen Las-Vegas-Reisen subventioniert, aber ich gönne den Mitreisenden in ihren gold leuchtenden Adidas-Anzügen ein bisschen Spaß. Wie gesagt, weites, weites Land. Großes Flugzeug mit vielen Plätzen.

Zu wenig Plätze.
Es war wohl nur noch direkt um mich herum Kapazität für die muntere Truppe. Eifriges Plätze-Tauschen – man will schließlich zusammensitzen und fröhlich frühere Reise-Erinnerungen austauschen. Hauptsächlich vom Ballermann. Und wie ich gut hören kann, war es dort echt super. Hätte man ruhig ein zweites Mal hinreisen können, oder?

Mit einem Ohr bin ich also gezwungen, dem herzlich lauten Plaudern der Adidas-Urlauber zu lauschen, während ein im Mittelgang mitgebrachter Säugling mit nicht enden wollender Energie mein zweites Ohr in Beschlag nimmt. Trotz allem bekomme ich aber noch mit, dass sich meine neuen „Freunde“ in einem preisgünstigen Hotel einquartiert haben, das sich anfangs auch auf meiner Liste befand. Dies bringt mir nun den triumphierenden Blick meines Freundes ein, der von nun an stetig betont, ich könne ihm dankbar sein, dass er sich mit einem teuren Hotel durchgesetzt hat. Wegen mir. Das bisschen Dank kann ich ihm durchaus zustehen. Las Vegas ist groß. Die Hotels liegen weit auseinander.

 

Weites Land – Freiraum.
Mit neuer Freude erfüllt erkläre ich mich dann gern bereit, dem jungen Mann im golden gestreiften Sportanzug bei den Zollpapieren zu helfen. In der folgenden Stunde war ich also damit beschäftigt, ihn erfolgreich davon zu überzeugen, dass Germany nicht sein „first name“ ist. Auch nicht seine „passport-number“. Als er dann endlich bei „country“ Germany eintragen darf, schreibt er es falsch. Natürlich. Letzte Hürde, Fragen zur hoffentlich nicht kriminellen Vergangenheit und Zukunft. Er: “Bei allem nein ankreuzen, oder?” Ich: “Vermutlich schon, aber Sie sollten sich vielleicht schon erst einmal die Fragen durchlesen”. Er: “Was kreuzen Sie an?”. Er ist übrigens mindestens 40 Jahre alt. Aber auch 12-Stunden-Flüge sind irgendwann vorbei. Mit Schlaftablette übrigens noch schneller. In der nicht so schnellen Warteschlange beim Zoll werfe ich einen hoffnungsvollen Blick in alle Richtungen. Vielleicht haben meine „Freunde“ aus der Heimat vielleicht doch nein mit ja verwechselt. Es sind allerdings keine Verhaftungen erkennbar. Was solls, wir würden ja schließlich nicht unter dem gleichen Dach nächtigen.

Angekommen. Endlich durchatmen. Wie sehr ich mich auf Zeit und Raum gefreut habe. Allein unter vielen anderen. Eine andere Sprache sprechen, neue Menschen kennenlernen. „Hallooooooo, Viva Las Vegas!“ Laut rufend passieren mich die Adidas-Urlauber am Check-In-Schalter des Hotels. „Super, wir sind ja im gleichen Hotel, bis später!“

Ich kapituliere...

Text: Stefanie Lehnert

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