Puh, was macht man da nur als Nicht-Fußball-Fan. Freut man sich mit? Irgendwie will das bei mir nicht wirklich klappen. So ein Freudengefühl stellt sich nicht ein. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich auch nicht jeden Tag darüber freue, dass ich auf der Bank nicht in eine Geiselnahme verwickelt wurde, mein Auto nicht aus politisch motivierten Gründen / Unzufriedenheit im Allgemeinen angezündet wurde oder mein Hamster sich nicht vom Sofa in den Selbstmord gestürzt hat.
Muss man sich inzwischen wirklich darüber freuen, dass etwas nicht komplett schief gelaufen ist?
Und dies sei nicht nur dem Fußball vorgeworfen (leider musste diese Randsportart für diese Kollumne herhalten, da mir ausgerechnet ein Beitrag über ein Spiel, welches glücklicherweise nicht mit sich kloppenden Fans geendet hat, im Kopf hängen geblieben ist).
Auch im Alltag stellen wir uns täglich auf einen Weltuntergang ein. Wir bezeichnen uns oft nur dann als glücklich, wenn wir den Tag unbeschadet überlebt haben, wenn sich der vermeintliche Weltuntergang doch nicht eingestellt hat. Aber Obacht, morgen ist ja ein neuer Tag!
Freuen wir uns doch einfach öfter mal – auch wenn wirklich alles schief gelaufen ist. Wer weiß, vielleicht ist es auch gar nicht so schief gewesen. Gut, der Hamster hat sich das Leben genommen, aber schau, da ist ein total süßes Baby-Kätzchen. Und während unpolitisch-motivierte Jugendliche mein Auto in Flammen setzen, lerne ich bei einer spektakulären Geiselnahme in der Bank meines Vertrauens die Liebe meines Lebens kennen. Wir sind zwar die nächsten 20 Jahre wohnlich getrennt, aber dann…
Und ich freue mich jetzt auch. Meinen Namen werden sie nämlich auf der Steuersünder-CD nicht finden. Ich habe den Weltuntergang vorausgesehen, meine Millionen bei der Bank meines Vertrauens abgehoben und mir einen Fußballverein gekauft.
Text: Stefanie Lehnert